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Siegfriedstein
Eine virtuelle Vorgeschichte

Nebst der Gestalt der künftigen Burg ist auch die Namensgebung von Bedeutung. Hierfür wurde anhand realer Quellen eine virtuelle Vorgeschichte zur Burg kreiert. Lesen Sie mehr …

Die Lebenauer

Siegfried III. von Lebenau hatte noch als Jüngling auf Wunsch seiner Mutter, die bis zu seiner Volljährigkeit die Geschicke des Hauses lenkte, Kunigunde aus edlem Geblüt geehelicht. Er war ihr jedoch nie zugetan und lebte mit Bertha, der Tochter eines Dienstmannen, in klandestiner (heimlicher) Beziehung. Dieser innigen Liebesbeziehung entsprang um 1170 ein Knabe, der den Namen seines Großvaters mütterlicherseits, Reinbert, erhielt. Als ein zweiter Gemahl für Mathilde gesucht und in Heinrich von Trixen gefunden wurde (er sollte noch vor 1180 den Tod finden) und die Mutter Siegfrieds und Ottos den gräflichen Hof verließ, traten sehr bald grundlegende Streitigkeiten zwischen den Brüdern Lebenau zutage. Und als Siegfried III. 1189 gemeinsam mit seinem Schwager Konrad von Dornberg das Kreuz nahm, mit Kaiser Friedrich I. Barbarossa nach Palästina zog und im folgenden Jahr verstarb, folgte ihm sein Bruder Otto I. als Gesamterbe wie auch als neuer Graf von Lebenau nach.

Siegfrieds mittlerweile zu einem begabten Krieger herangewachsener Sohn Reinbert musste nach Bekanntwerden der Nachricht vom Tod seines Vaters das Land aus Furcht vor den Häschern seines um das Erbe fürchtenden Onkels Otto verlassen und floh zu seinem Verwandten Diethelm von Krenkingen, dem Abt des Klosters Reichenau, der vor Kurzem zum Bischof von Konstanz ernannt worden war, ins Exil. Auf der Reichenau lernte Reinbert den Neffen Diethelms, Eberhart von Regensberg, kennen, der ebenfalls im Kloster lebte. Sehr schnell entwickelte sich eine enge Freundschaft zwischen den beiden gleichaltrigen jungen Männern. Bischof Diethelm erkannte rasch, dass der vor Kraft strotzende Lebenauer seinem Neffen noch gute Dienste würde erweisen können.

Die folgenden Jahre verbringt Eberhart vorwiegend mit Studium, Reinbert hingegen mit xdem Perfektionieren des Kriegshandwerks. Nach dem Tode des Bischofs Heinrich von Brixen 1195 ermöglichte es die enge Verbindung zum staufischen Herrscherhaus Abt Diethelm, seinen überaus begabten Neffen im folgenden Jahr auf den dortigen Bischofsstuhl zu hieven. Reinbert, der nie das Gelübde abgelegt hatte, begleitete mit dem Einverständnis und dem Segen Diethelms von Krenkingen seinen Freund als vertrauter Diener und Weggefährte nach Brixen, wo er auch an dessen Weihe zum Priester (wie damals nicht selten üblich wurde Eberhart von Regensberg erst als Bischof zum Priester geweiht) beiwohnte.

Und als Bischof Eberhart am 20. April 1200 als Eberhard II. zum Erzbischof von Salzburg erwählt wurde, begleitete Reinbert seinen nunmehr erzbischöflichen Herrn und Freund auch dorthin. Sogleich forderte Erzbischof Eberhard von Graf Otto I. von Lebenau eine Abschichtung für Reinbert. Der Graf konnte nichts anderes tun, als der Aufforderung des übermächtigen Kirchenfürsten Folge zu leisten. In den folgenden Jahrzehnten blieb Reinbert Erzbischof Eberhard II. in Freundschaft und Loyalität eng verbunden, war für dessen persönliche Sicherheit verantwortlich und erledigte für ihn diskret auch politische Angelegenheiten, ohne – mit zwei Ausnahmen – jemals in Dokumenten in Erscheinung zu treten.

Bereits im Frühjahr 1201 wird er in die erzbischöfliche Residenz nach Friesach gesandt, um dort, im aufstrebenden Zentrum erzbischöflicher Macht südlich der Alpen, die Lage für den neuen Erzbischof zu sondieren, und genießt Gastfreundschaft beim Friesacher Burghauptmann Heinrich auf dessen Wohnsitz auf dem Petersberg über dem Ort. Bald folgt ihm Eberhard nach und besucht im Sommer 1201 das erste Mal Friesach, wo sich der große Kirchenfürst in den nächsten Jahren gerne aufhalten sollte.

Am 6. Januar 1203 erscheint Reinbert das erste und einzige Mal – eine Unachtsamkeit des Schreibers – als Zeuge in einer Urkunde des Erzbischofs, wo er als Reinbertus miles de Frisah genannt wird. Die Bezeichnung miles findet sich um 1200 insbesondere für den aufstrebenden Ritterstand, der für den Kriegsdienst verwendet wurde. Dies belegt deutlich den sozialen Aufstieg, den Reinbert, der Bastard des Lebenauer Grafen Siegfried III., vollzogen hatte. Zwischen 1201 und 1203 lernt Reinbert Hedwig, die Tochter des Friesacher Vizedoms Amilirch, kennen und lieben und beschließt mit dem Segen des Erzbischofs Eberhart, eine Familie zu gründen. Der schenkt ihm „aus diesem Grunde und aus Dankbarkeit für die zahlreichen uns erwiesenen Dienste“, wie es in der Schenkungsurkunde heißt, ein kleines Gut im Süden der Stadt.

Als Parteigänger und enger Vertrauter seines Herrn stets im Visier von dessen Gegnern, lässt sich Reinbert auf einem Hügel über seinem Gutshof einen Wohnturm errichten. Er nennt ihn – in Erinnerung an seine Herkunft und an mögliche weitere Ansprüche an die Grafen von Lebenau – SIEGFRIEDSTEIN.